100 Jahre Kraftsportverein "Rheinstrom" Konstanz e.V.
Geschichte des Vereins
Im Jahre 1899 wurde der Athleten-Klub ,,Rheinstrom,, Konstanz gegründet. Eine kleine Gruppe sportlich begeisterter junger Männer fanden sich zusammen in dem Willen, den Schwerathletiksport auszuüben. Die Geräte bestanden zunächst aus einfachen Hanteln. Sportgeräte in unserem heutigen Sinne gab es damals noch nicht. Erst allmählich wurde ein Gerät nach dem anderen angeschafft.
Zu den Gründungsmitgliedern zählten unter anderem Hugo Rößler, Josef Faller, Waldraff, Schröder und Helmuth Müller.
Größere sportliche Erfolge blieben zunächst aus. Doch durch die Begeisterung und einsatzfreudige Mitarbeit aller Mitglieder konnte bald eine SchwerathIetik-Abteilung aufgebaut werden. Es kamen laufend weitere sportbegeisterte Mitglieder dazu.
1919 änderte man den Namen in Kraft-Sport-Verein ,,Rheinstrom" Konstanz, mit dem Eintritt in den Deutschen Athletenverband wurde angestrebt, sich auf breiterer Ebene sportlich zu betätigen. In diese Zeit fällt auch die feierliche Weihe der Vereinsfahne. Diese wurde gestiftet von dem damaligen Gründungsmitglied Josef Faller.
Die Patenvereine, welche bei der Fahnenweihe dem Verein eine besondere Ehre gaben, waren der Kraftsportverein Wollmatingen und der Verein Tablatt St. Gallen. Mit dem Kraftsport-Verein Konstanz-Wollmatingen verbindet den KSV Rheinstrom bis in die jüngste Zeit eine gute, freundliche und sportliche Zusammenarbeit in der Sportart Ringen. In den Jahren 1994-1997 waren beide Vereine noch mit einer gemeinsamen Ringer-Mannschaft in der Verbands- und Kreisliga vertreten.
Die zwischenzeitlich aufgestellte Rundgewichtsriege konnte große sportliche Erfolge erzielen. In den 30er Jahren bis zum Kriegsausbruch hatte der KSV ,,Rheinstrom" immer eine hervorragende Ringerstaffel. Nicht nur einzeln waren die Rheinstrom-Ringer oft an der Spitze zu finden, sondern auch als Mannschaft (2. Badischer Mannschaftsmeister). Besonders die Kämpfe mit der Schwarzwaldstadt Hornberg waren sportlich immer eine Delikatesse.
Die Namen der besonders erfolgreichen Aktiven waren: Josef Eckhart, Willi Trummer, Edwin Keller, August Engelmann, Josef Schmid, B. Blender, Albert Engelmann, Ludwig Engelmann, Hans Braun, Hanser und viele andere. Hierbei ist besonders erwähnenswert, daß sich im Ringen, außer den drei genannten Gebrüder Engelmann, zeitweise sogar fünf Gebrüder am Ringen beteiligten, nämlich Karl und Ossi Engelmann. Zu ganz besonders sportlichen Erfolgen brachten es Josef Eckhart und Hans Braun.
Das Gewichtheben hatte ebenfalls große sportliche Erfolge zu verzeichnen. Hier waren es die Kameraden Emil Gerspach, Harder, Vaihinger, Beller, und Albert Engelmann. Diese Sportler wechselten sich verschiedentlich auch in der Vorstandsführung ab.
Das Tauziehen als Abteilung der Schwerathletik trat schon damals mit schönen Erfolgen an die Öffentlichkeit. Es gelang ihnen, einen Badischen Meistertitel in der Leichtgewichts-Gruppe und einen 3. Platz bei den Deutschen Meisterschaften zu erkämpfen. Es wäre falsch, das Tauziehen als eine Art Volksbelustigung zu betrachten. Die Männer, welche wirklich diesen Sport ausübten, wußten, wie energievoll und mit welch guter Kondition man an das Zugseil treten mußte.
Besonders erfolgreich im Rasenkraftsport, welcher aus den drei Disziplinen Steinstoßen, Gewichtwerfen und Hammerwerfen besteht, war Hermann Hirsch. Er konnte 1950,1951 und 1953 Deutscher Meister im Steinstoßen werden.
Im Jahre 1923 wurde im Athletik-Verein ,,Rheinstrom" die Boxabteilung unter Führung von Hugo Rößler und Heinrich Kießling in das Leben gerufen. Es waren nur wenige Interessenten, die sich zunächst mit dem Training in der Konstanzer Stephanstumhalle begnügten. Von 1924 bis 1930 wurde dort mit provisorischen Geräten trainiert, unter Trainingsleitung von Rudi Lerch; öffentliche Kämpfe wurden nicht ausgetragen. Im Jahre 1929 trat der damals 20-jahre junge Franz Froehlich dem Verein bei. Nach 1930 wurden zunächst sogenannte Schaukämpfe durchgeführt, gemeinsam mit Ringkämpfen. Die Boxer des Box-Club Singen unterstützten die ,,Rheinstromboxer" mit ihren Leuten und so wurden die größeren Veranstaltungen im Konzilsaal ausgetragen. Daraufhin bekam man guten Kontakt mit der Boxabteilung des 5. Vereins Kreuzlingen-Emmishofen (Schweiz) und auch mit Vereinen von Amriswil und Zürich. Die Männer der 1. Stunde für das Boxen waren Karl Wenzler, R. Lerch, Dalcolmo, F. Huber, E. Wollmann, Grießenauer, Josef Fischer, August Engelmann und viele andere. Rudi Lerch übernahm das Training, so daß dann entsprechende Veranstaltungen gegen Vereine aus Österreich, Schweiz und Frankreich durchgeführt werden konnten. Als neuer Abteilungsleiter stellte sich Jakob Strasser zur Verfügung und als Schriftführer der spätere Vorsitzende Franz Fröhlich. Von dieser Stunde an ging es aufwärts mit dem Boxsport im ,,Rheinstrom". Die Boxabteilung des 5. V. Kreuzungen löste sich auf, nachdem die aktiven Anton Né, Hugo Kreßner, Karl Vogel und Franz Fröhlich den Beitritt beim ,,Rheinstrom" erklärten. In der Folgezeit waren die Konstanzer Boxer über die Grenzen der Stadt Konstanz bekannt geworden und konnten gute Erfolge - auch bei Meisterschaften erringen.
Mit dem 2. Weltkrieg mußten viele Sportkameraden einrücken und es gab beim ,,Rheinstrom" große Lücken. Doch wurde der Sport sogar während des Krieges mit den Zurückgebliebenen weiter betrieben. Besonderes Augenmerk wurde auf die Jugend gelegt. Mit Ernst Stief und Karl Wenzler, welche durch Verletzung nicht kriegsverwendungsfähig waren, wurde ein aktiver Sportbetrieb weitergeführt. Es gelang damals sogar, einige größere Veranstaltungen durchzuführen, welche sich finanziell sehr vorteilhaft auswirkten und halfen, den Schuldenberg des Vereins abzutragen. Als aktive Boxer haben sich dabei besonders die Boxer Erwin Fuchs, Kurt Fuchs und Heinrich Kreßner ausgezeichnet.
Nach Beendigung des Krieges mußte in allen Sportarten wieder von vorne angefangen werden. Es war dem Verein zunächst nicht möglich, den normalen Trainingsbetrieb durchzuführen. Man fand einen Ausweg, indem man sich dem Sportverein Konstanz als Abteilung anschloß. Daß die Sportgeräte und das Vereinsvermögen erhalten blieben, war der Vorstandschaft von Stief und Wenzler zu verdanken.
Daß die Schwerathleten und Boxer auch andere Sportarten betreiben können, bewies sich darin, daß eine erfolgreiche Fußballmannschaft auf die Beine gebracht wurde.
In der französischen Zone durfte der offizielle Sport-Betrieb erst zwei Jahre später als in den anderen Zonen wieder aufgenommen werden. Danach aber wurde der Verein unter der Leitung von Franz Fröhlich wieder systematisch aufgebaut. Die Ringer wie Boxer konnten erfolgreich bestehen.
Die Ringer brachten es in der Schwarzwald-Bodensee-Oberliga zu einer Meisterschaft. Dieser Mannschaft gehörten unter anderem an: Edwin Keller, Max Kratzer, Adolf Huber, Robert Eckhart, Horst Kemena, Hans Mackert, Karl Kessler, Albert und Ludwig Engelmann, Hans Braun und noch einige andere. In der Folgezeit rückten die Ringer K. H. Schmid, Peter Martin, Jos. Diettrich, R. Wagner, Gebr. Körner, E. Brodmann und Klaus Hofmann nach. Frau Emma Eckhart erwarb sich große Verdienste als sogenannte Athletenmutter.
Erster Leiter der Boxabteilung nach dem Krieg war Ernst Stief mit seinen Mitarbeitern Karl Wenzler, Franz Fröhlich, Otto Roßkopf, Karl Kessler, Hugo Kreßner, Hans Mackert sen. und einigen anderen. Als Aktive hatten sich dortmals die Boxer Hechinger, Erwin Fuchs, Kurt Fuchs, Hugo Kreßner, Heinrich Kreßner und viele andere zur Verfügung gestellt. Später brachte, als Franz Fröhlich die Vereinsführung übernahm, brachte es die Boxabteilung zu einer in ganz Deutschland bekannten Vereinsstaffel.
Ab 1951 war dann die Stunde der Bewährung der ,,Rheinstromboxer", denn durch den Zuzug einer kompletten Boxstaffel aus Dannenberg, die von einigen Konstanzer Geschäftsleuten unterstützt wurden, kam ein zweiter Boxverein unter dem Namen ,,Boxring Konstanz" zustande. Durch diese Konkurrenz sah sich der ,,Rheinstrom" veranlaßt, seine Staffel mit guten Boxern entsprechend zu verstärken, die zum Teil aus der Ostzone bzw. aus allen Bereichen der BRD kamen. Zunächst aber hatte der Boxring große und auch gute Veranstaltungen durchgeführt. Zwischenzeitlich hatte sich die Boxstaffel des ,,Rheinstrom" neu formiert und führte dann einen Lokalkampf gegen den Boxring durch, der mit 16:4 Punkten für unseren Verein endete. Dortmals waren die großen Könner wie Clemens, die Gebrüder Ferdinand und Willi May, Rey, Poschadel, Wendland, Brasseit, Freund, Magdalinski, Mielke, Schiele, E. Fuchs mit von der Partie. Es wurde daraufhin alle 14 Tage unter Trainingsleitung von Ali Paetz in Konstanz eine Boxveranstaltung gegen Gegner aus halb Europa ausgetragen. Der Boxring löste sich dann auf und seine noch verbliebenen Aktiven stiegen beim ,,Rheinstrom" in den Ring.
In den 50 er und 60 er Jahren richtete F.F. in Konstanz 15 Großveranstaltungen mit jeweils 1200-2000 Zuschauern aus und schon bald hatte Konstanz eine der besten Box-Staffeln in ganz Süddeutschland. Der Publikumsandrang wurde so groß, daß in Konstanz kein geeigneter Saal oder Halle zur Verfügung stand. Aus diesem Grund kaufte der KSV Rheinstrom ein eigenes Sportzelt. Boxvereine von Städten aus Frankreich, England, Italien, ehem. CSSR, Dänemark, Holland, Schweden, Ghana, Österreich, der Schweiz und vielen andere Staaten wurden nach Konstanz verpflichtet. 1973 richtete der Verein den Junioren-Länderkampf zwischen Deutschland und England in der Rheingut-Sporthalle vor 2000 Zuschauern aus.
Auch als Einzelkämpfer waren die Konstanzer Boxer außerordentlich erfolgreich. Bei den Verbandsmeisterschaften stellte der ,,Rheinstrom" im Durchschnitt 4 bis 5 Landesmeister und war somit für den Südbadischen Boxverband eine wertvolle Stütze. Von den dortmaligen Aktiven seien nur Willi May, Karl Wagner, Walter Nolte, Siegfried Böhmer, Hugo Huber, Horst Furtschegger, später Paul Zenk, Hans-Ulrich Jacob und der erfolgreiche JuniorenMeister Josef Riehl genannt. Willi May (Federgewicht, Leichtgewicht, Halbwelter- und Weltergewicht) war technisch der beste Boxer der Rheinstromstaffel und Publikumsliebling. Er war 13 Mal hintereinander Südbadischer Landesmeister; 1955 und 1956 wurde er jeweils Dritter bei den Deutschen Meisterschaften. Darüber hinaus war er Mitglied der Deutschen Box-Nationalmannschaft. Insgesamt hat er 450 Kämpfe ausgetragen, wobei er niemals K.O. gegangen ist. Im Gegenteil hat er die ganz überwiegende Anzahl seiner Kämpfe gewonnen, zum Teil auch gegen Weltklasseleute. Willi May feiert dieses Jahr seinen 65. Geburttag und trainiert noch heute regelmäßig in der Boxabteilung des KSV Rheinstrom mit. In den 60er Jahren wurden außerdem die Spitzenboxer Hugo Huber und Horst Furtschegger mehrmals Landesmeister.
1952 kam der damalige Deutsche Juniorenmeister Karl Wagner aus Freising zum ,,Rheinstrom" und gewann alle seine Jugendkämpfe überlegen und vorzeitig. Er war eine wertvolle Stütze des Vereins und wurde 1953 in Bochum Deutscher Meister. Im Jahre 1954 wurde er Deutscher Vize-Meister. Er brachte es auf nicht weniger als 16 Einsätze in der Nationalmannschaft.
In den 70er Jahren flachte der Boxsport wegen des immer besser werdenden Lebensstandards langsam ab, doch noch viele Boxer wurden bei den Meisterschaften Landesmeister und haben auch mit Erfolg an den Deutschen Meisterschaften teilgenommen.
Im Jahre 1968 wurde die Stadtmannschaft im Ringen gebildet, welche erfolgreich in der Oberliga mitwirkte. Besondere Erfolge konnten die Rheinstrom-Ringer Karl-Heinz Schmid, Peter Martin im ,,Rheinstrom" und im KSV Wollmatingen die Ringer Gebrüder Giray, die Gebrüder Schroff, Oehri und Endres erzielen.
Im Jahre 1975 baute der Rheinstrom 1975 in Konstanz ein Vereinsheim am Winterersteig, das direkt am Rhein liegt.
Als Franz Fröhlich 1980 den Vereinsvorsitz abgab, gab es wenige Zeit keine Boxkämpfe mehr in Konstanz. In den Einzelwettbewerben gelang es den Boxern aber immer wieder, Titel eines Südbadischen und Badischen Meisters zu erringen. Im Jahre 1983 konnte der Verein sogar einen seinen größten Erfolge verbuchen. Der Konstanzer Boxer Eyup Ciftcy wurde Europameister im Halbschwergewicht.
Im Jahre 1989 übernahm Hans-Peter Weber das Amt des 1. Vorsitzenden, das er bis heute innehat. Weber kam von außerhalb des Vereins; sein Erfahrungen, die er bis dahin im Management von anderen Konstanzer Vereinen gesammelt hatte, halfen, die Führung des Vereins zu modernisieren und professionalisieren. Unter seiner Leitung wurde das Vereinsheim mit seinem Gastronomiebetrieb zur wichtigsten Einnahmequelle des Vereins, ohne das der Sportbetrieb nicht hätte aufrecht erhalten werden können.
Nachdem die Boxabteilung dann Anfang der 90er Jahre fast zum Erliegen gekommen ist, wurde sie unter der Leitung von Dr. Günter Reiner mit beachtlichem Erfolg reaktiviert. Aus der jüngsten Zeit hervorzuheben ist Salim Salih, der von 1996-1998 dreimal in Folge südbadischer Meister und 1997 und 1998 auch Badischer Vizemeister im Leichtgewicht wurde. 1997 wurde er mit der Staffel des BC Singen sogar Deutscher Oberligameister.
Die Ringerabteilung konnte bis letztes Jahr, zeitweise in Zusammenarbeit mit dem KSV Wollmatingen, mit ihren Kämpfern an regionalen Ligawettbewerben teilnehmen und in den Einzelwettbewerben ebenfalls einige Titel des Südbadischen und Badischen Meisters stellen. Erheblichen Anteil an diesem Erfolg hat der langjährige Abteilungsleiter Klaus Hofmann, der sein Amt 1997 niedergelegt hat.
Seit den 60er Jahren verfügt der KSV ,,Rheinstrom" über eine (nicht an wettkämpfen teilnehmende) Gymnastikabteilung, die zeitweise bis zu 160 Mitglieder aufzuweisen hatte und auch heute unter der kompetenten Leitung von Frau Jaroslava Pisa immer noch die mitgliederstärkste Abteilung des KSV Rheinstrom stellt.
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